Markus Gottschling
(Tübingen)

23. Juni 2023

Transformer-Rhetorik

Generative KI-Tools besitzen ein erhebliches Potenzial für die Erstellung überzeugender textlicher und visueller Argumente. Die Arbeit mit generativer KI erscheint uns beinahe magisch, da sie auf Knopfdruck Texte schreiben, visuelle Stile imitieren, Berechnungen durchführen und Zusammenfassungen erstellen kann. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, könnte man das, was generative KI tut, allerdings – mit einem Fachbegriff des Philosophen Harry G. Frankfurt – als „Bullshitting“ bezeichnen.

Die zugrundeliegenden Prozesse bei der Generierung von Bildern und Texten durch generative KI aus rhetorischer Sicht zu verstehen, ist für einen reflektierten Umgang mit den Werkzeugen unbedingt notwendig. Interessant ist dabei vor allem, dass die Prozesse der generativen KI parallel zur Produktion überzeugender Argumente zu verlaufen scheinen, wie sie in der rhetorischen Theorie gefasst sind. Generative KI-Werkzeuge können darum als rhetorische Maschinen verstanden werden, die imitativ und approximativ Zugang zu einem quasi unerschöpflichen Topos-Katalog zur Verfügung stellen – dadurch aber Dialogizität vorspielen.